Once upon a time in the West: Der Motor Car #1 der Moria Lumber Company

Der folgende Artikel wurde im SchmalspurINFO 4/2004 auf den Seiten 32-35 erstmalig publiziert. In der Folge wollen wir weitere interessante Artikel aus den SchmalspurINFO der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Wismar-Schienenbus T41 bei der DEV-Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen, Asendorf, Oktober 2000
Während der aus einem Preiser-Jagdflieger entstandenen Triebwagenführer den Triebwagen heimwärts steuert, diskutiert ein Großteil der Fahrgäste die neuesten Entwicklungen. Es bleibt offen, ob es um Sport, Jagd, oder möglicherweise sogar Hartz 4 geht. „Gringo Jones“ entspannt sich mit Banjo-Musik.

Das Vorbild:

Jüngste Forschungen zur Firmengeschichte der Waggonfabrik Wismar haben einige geradezu sensationelle Funde ans Tageslicht befördert.

Bislang war davon auszugehen, dass die Waggonfabrik Wismar zwischen 1932 und 1941 insgesamt 87 Schienenbusse der Baureihen A, E und Beiwagen gefertigt hat. (1). Der Lebenslauf aller Fahrzeuge ist dokumentiert, auch für die zeit nach dem 2. Weltkrieg liegen genaue Bestandslisten vor, alle Fahrzeuge konnten vollständig nachgewiesen werden.

Nach einer intensiven Recherche in den geheimen Archiven (2) der Arbeitsgemeinschaft Schmalspur e.V. kann nun die Existenz eines weiteren Fahrzeuges bewiesen werden: Im Jahre 1944 sollte die Militärbahn auf der Nordseeinsel Borkum einem weiteren Triebwagen erhalten.

Aufgrund der Kriegslage, der damit einhergehenden Rohstoffknappheit und der fehlenden Konstrukteure wurden beschlossen, ein bewährtes, wenn auch technisch überholtes Modell nachzubauen. Die Wahl fiel auf einen dreifenstrigen Wismar-Schienenbus der Baureihe E mit 900 mm Spurweite. In den Lieferlisten der Waggonfabrik ist dieses Fahrzeug allerdings nicht enthalten, es steht zu vermuten, dass die damaligen Kriegswirren dafür verantwortlich sind.

Der Schienenbus wurde wurde Anfang 1945 fertiggestellt und auf einem Transportwagen nach Westen verschickt. Aufgrund der Kriegsereignisse konnte die Auslieferung an die Inselbahn nicht mehr erfolgen, vielmehr fand sich das Fahrzeug bei Kriegsende immer noch auf dem Transportwagen verladen in Wesermünde wieder.

Motor 1 der Moria Lumber Company in voller Schönheit. Das Modell entstand unter Verwendung eines Henke-Bausatzes. Schienenräumer, Leitern und Dachrehling wurden aus Messingprofilen gelötet, die Dachlampen sind aus Aluminium gedreht und gefräst.

Das 1206. Railway Battalion war im Sommer 1945 mit der Herrichtung der Gleisanlagen in Bremen und Bremerhafen für die Belange der US Army beschäftigt (3). Nach mündlichen Überlieferungen seiner Kameraden gelang es dem 1st Leutnant John R. Doe das Fahrzeug gegen eine Stange Zigaretten vom Bahnhofsvorsteher, dessen Name nicht mehr ermittelbar ist, einzutauschen. Möglicherweise wurden im Rahmen der Transaktion alle Unterlagen über das Fahrzeug vernichtet. John Doe, vor dem Krieg in Personalunion General Manager und Chief Engineer der Moria Lumber Co. in Nordkalifornien, erkannte das Potential des Fahrzeuge für seine Bahngesellschaft. Nach einigen Tricksereien gelang es, das Fahrzeug zusammen mit von der US Armee beschlagnahmten Schienenfahrzeugen (u.a. 19 1001, 52 2006, ein SVT 137 Köln, eine V 36 der Wehrmacht und eine HF 110 (4)) in die USA zu verschiffen. Während die anderen Fahrzeuge bis 1952 u.a. in Ft. Gustis, Virginia untersucht und schließlich verschrottet wurden, gelegte der Schienenbus nach einer Odyssee durch die USA schließlich zur Moria Lumber Company, wo er nach kleinen Anpassungsarbeiten (Schienenräumer, größere Lampen) zum Einsatz kam. Der Schienenbus ersetzte natürlich keine Holzzüge der Waldbahn, vielmehr wurde er dazu genutzt, einige sägewerksnahe Jogging Camps aufzugeben und die Arbeiter direkt von der Stadt zu ihren Einsatzorten zu schaffen. Die höhere Geschwindigkeit erlaubte es, zusätzlich zu diesen Fahrten einmal täglich die Post und aufgrund der im Vergleich zu den vorher eingesetzten Railcars größeren Ladekapazität auch andere Utensilien zu allen Jogging Camps zu bringen. Außerdem konnte er zum schnellen Transport von Verletzten zum Krankenhaus genutzt werden. Der Triebwagen blieb bis zur Einstellung des Waldbahn-Betriebes in den frühen sechziger Jahren im Einsatz und wurde dann leider zusammen mit allen anderen Fahrzeugen umgehen verschrottet.

Waldbrände, die nachher in dieser abgelegenen Gegend wüteten, zerstörten danach auch noch alle anderen Relikte dieser Bahngesellschaft, die nie vor Fotografen besucht worden war, so dass bisher noch keine Bilddokumente dieser Bahnlinie gefunden werden konnten.

  1. D.-T. Bohlmann, Wismarer Schienenbusse der Bauart Hannover, Zeunert, Gifhorn 200
  2. Geheim bleibt geheim
  3. Http:www.globalsecurity.org/military/agency/army/1205trans.htm
  4. W. Ess, Henschel 25983 – Geschichte einer kleinen Dampflokomotive und ihrer Baureihe, DKBM Mühlenstrot, Gütersloh 1976
Groucho Onofre, genannt Homer, liebt es, in aller Ruhe auf dem Wagendach nach getaner Arbeit sein Chili zu löffeln. Die eklatante Missachtung der Sicherheitsbestimmungen entlockt ihm nur einen müden Seufzer.
Auf dem Dach finden sich auch die Kettensägen und andere Arbeitsmitte der Holzfäller sowie die Musterkoffer, die ein Vertreter zu den Logins Camps mitgeschleppt hatte.

Das Modell:

Der Triebwagen entstand aus einem stark modifizierten Henke-Bausatz der 1. Bauserie mit Weißmetall-Bodenplatte. Das Untergestell aus Messinggußteilen wurde größtenteils entsprechend der Bauanleitung zusammengelötet. Um eine komplette Inneneinrichtung einbauen zu können, wurden Motor, Motorhalterung und Getriebeblock verworfen und durch eine neue Motorhalterung mit Faulhabermotor 1612 und Gradt-Line 2:1-Kegelradgetriebe ersetzt. Die Stromabnehmer sind aus Federbronzedraht gefertigt, zur Steuerung ist ein Lenz LE0521A-Decoder eingebaut.

Die Innenbeleuchtung erfolgt mit 3 weißen Leuchtdioden (Conrad), 1,5V Glühlampen sind in den Stirnlampen im Einsatz. Die Vorwiederstände sind gemeinsam mit den Leuchtdioden auf einer Platine im Triebwagendach montiert. Die Zuleitungen werden über Federkontakte in einem Vorbau verbunden. Der Decoder besitzt nur 2 Funktionen für die Stirnbeleuchtung, deshalb ist die Innenbeleuchtung so mit der Stirnbeleuchtung verschaltet, dass sie nur bei Vorwärtsfahrt leuchtet. Die „amerikanischen“ Stirnlampen sind Aluminium-Drehteile, die einen Schirm aus einer 0,25 mm dicken Polystyrolplatte erhalten haben, als Halterungen kommen Messing- und Kunststoffprofile zum Einsatz.

Die Inneneinrichtung ist größtenteils selbst angefertigt, das Personal stammt von CHB, Mckenzie Iron & Steel, Citrus Kraft und Preiser.

Das Modell wurde mit der Airbrush mit Polly Scale und Tamina Acrylfarben gespritzt,  als Zeit-typische Farben wurden schwarz für das Fahrwerk, sonnengelb für die Aufbauten und silber für das Dach verwendet. Bei vielen Vorbild-Fahrzeugen sind dann alle Dachaufbauten silbern gestrichen. Die Holzprofile (0,5×1,5 mm Linde) auf dem Dach wurden mit Beize „Eiche rustikal“ in verschiedenen Verdünnungen gealtert.

Auf den Gepäckträgern finden sich Unmengen wichtiger Kleinteile: neben Gleichbauwerkzeug und Schienennägeln werden auch Treibstoff und Schmiermittel mitgeführt, des Weiteren sind sogar Aufgleisungsgerät und verschiedenen Umlenkrollen, Seile und Ketten für die Holzfäller 

Die Beschriftung wurde auf dem Computer angefertigt. Experimente mit verschiedenen Schriften führten schließlich zum verwendeten Font, der einigen in den fünfziger Jahren eingesetzten Schriften ähnelt. Für das Logo wurden für Nordkalifornien typische Elemente (Vulkan) verwendet. Die Beschriftung wurde mit dem Laserdrucker auf Naßschiebefolie (z.B. Microscale, auch bei Conrad erhältlich) gedruckt und sofort verwendet. 

Zur Alterung von Dach und Wagenkasten wurde Ölfarbe in Waschbenzin gelöst und mit einem breiten weichen Pinsel auf das Modell aufgetragen. Mehrfache Behandlung kann das Ergebnis verstärken, mit reinem Waschbenzin kann das Pigment aber auch wieder entfernt werden. Acrylfarbe und Naßschiebebilder werden von dieser Behandlung nicht angegriffen. Pimente in Pulverform kamen vor allem für die Alterung des Fahrgestells zum Einsatz.

Der Triebwagen hat bereits einige Probefahrten erfolgreich absolviert und wird demnächst auf meiner Anlage zum Einsatz kommen, sobald sie Fertig ist (vermutlich 2017)

Modellbau, Text und Foto:

Peter Höhn

Triebwagen bei amerikanischen Waldbahnen. Solche Zweiachser wurden in großer Zahl bei den normalspurigen Waldbahnen in Oregon, Washington und British Columbia eingesetzt. Heute sind sie nur noch zwischen Woss und Weaver Cove auf der Linie der Canadian Forest Products im Norden von Vancouver Island zu sehen. Neben normalen Transportaufgaben stehen auch Spezialfahrzeuge, z.B. Kran für kleinere Reparaturarbeiten zur Verfügung, Juli 2003
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